Sonntag, 1. Februar 2009

Fazit
oder
Wie sind die Engländer denn nun eigentlich so??

Mein Auslandsaufenthalt in England neigt sich nun dem Ende zu, also wird es Zeit, ein Fazit über meine 3 Monate in Sheffield zu ziehen.
Zuallererst möchte ich dazu sagen, dass ich eine ganz tolle Zeit hier hatte! Es waren sehr erlebnisreiche Monate, in denen ich viele nette Leute (wiedermal viel zu viele Deutsche ;-) aber tatsächlich auch Engländer) kennengelernt habe und viele schöne Dinge unternommen habe, darunter so einige Ausflüge (There's no place like London) und Aktivitäten wie meinen Salsa-Tanzkurs, pub crawls, den Strickkurs und viele Theater- und Kinobesuche.

Die englische Sprache, vor allem die Vielfalt ihrer Dialekte, fasziniert mich mehr als je zuvor.
Auch wenn ich sprachlich sicherlich keine Riesensprünge gemacht habe, so habe ich doch erheblich zugelegt an Vokabular und Wendungen. Außerdem habe ich mich sehr bemüht, mir den unverständlichen Yorkshire-Dialekt (siehe erste Einträge) anzueignen, was mir im Ansatz auch gelungen ist. Zumindest versteht mich nicht jeder Engländer.

Über das Land an sich kann ich sagen, dass ich unbedingt wiederkommen möchte, da ich noch längst nicht genug gesehen habe und es mir hier sehr gut gefallen hat. Selbst zu der unansehnlichen ehemaligen Industriestadt Sheffield habe ich eine herzliche Beziehung aufgebaut. :) Obwohl ich nun davon träume, eines Tages in London zu leben, weiß ich nicht, ob ich die kurzen Sommer und den ewigen Herbst ertragen würde.

Wenn man in ein fremdes Land reist, nimmt man natürlich immer jede Menge Vorurteile von zuhause mit. Das Leben in der anderen Kultur ermöglicht es einem dann endlich, diese Vorurteile zu überprüfen und herauszufinden, wie es wirklich ist. Um mein Fazit abzurunden, habe ich ein kleines brainstorming gemacht, wie die Engländer wirklich sind:

Die Engländer...
  • ...stellen sich tatsächlich stets in Schlangen an, sogar an Bushaltestellen! ("Der Engländer ist das einzige Wesen, das allein eine Schlange bilden kann.")
  • ...lieben Hülsenfrüchte, besonders baked beans on toast
  • haben keinerlei Kältegefühl (vor allem Frauen beim Weggehen)
  • haben viel zu süße (und zu fette) Süßspeisen. So zum Beispiel: Peanutbutter-White-Chocolate-Cookie, Caramel-Shortcake, Sticky Syrup Sponge Cake, Toffee Bomb pudding, Chocolate Bomb pudding
  • lieben Schokolade mit Minze (hier gibt es natürlich nicht nur AfterEight)
  • lieben Fancy Dress Parties, also sich zu verkleiden, insbesondere als Bienen, bunnies, Katzen oder Schafe
  • können aus Cranberries ALLES herstellen und tun es auch
  • lieben neongelbe Warnjacken
  • schreiben zahllose Weihnachtskarten
  • sind wirklich so höflich, wie wir Deutschen denken (so entschuldigt man sich beispielsweise, wenn man angerempelt wird)
  • Der Yorkshire-Dialekt ist absolut unverständlich
  • ...Frauen trinken viel zu viel und kleiden sich ganz schrecklich, wenn sie weggehen
  • ...Frauen tragen viel mehr (und kürzere) Röcke als das bei uns üblich ist
  • beschriften ihre Lebensmittel gern ganz genau, speziell für Vegetarier und Nussallergiker ("being produced in a nut-free environment may not guarantee not containing any traces of nuts")
  • sind äußerst gesellig :)
  • erlauben, fast alle ihrer Museen kostenlos zu besuchen!!!
  • haben Donuts ohne Löcher in der Mitte
  • leben häufig in winzigen, niedlichen Häusern (weil sie nicht mieten mögen)
  • essen Pommes und Chips am liebsten mit Essig
  • geben ein sehr viel internationaleres Bild ab als man es z.B. in Deutschland sieht
  • ...haben überall Teppichboden, sogar im Badezimmer und im Pub!!! Da wundert man sich nur: warum nicht in der Küche??
  • ...Busfahrer sind unglaublich freundlich und haben ein Herz für Studenten (haben mich unzählige Male kostenlos mitfahren lassen)
  • ...und nicht nur die Busfahrer sind sehr nett und freundlich, sondern die Engländer allgemein. :)
Meine Zeit in England hat einen schönen Abschluss gefunden und nun freue ich mich darauf, nach Hause zurückzukehren und euch alle hoffentlich bald wiederzusehen! :) Ich möchte mich ganz herzlich bei euch für's Lesen bedanken und hoffe, ihr hattet Freude an meinem blog!

Zum Abschied führe ich euch nun noch auf eine kleine Reise durch den Peak District, den Nationalpark um Sheffield, der die Region zu einem solch schönen Ort macht. Viel Spaß dabei und bis bald!

Samstag, 31. Januar 2009

Besuch in Preston

Bevor ich mit dem Packen für meine Heimreise nach Deutschland weitermache (*schnief*), melde ich mich kurz, um von meinem letzten Ausflug auf der Insel zu berichten.

Gestern habe ich einen Tagesausflug nach Preston gemacht, um meine tschechische Freundin Iva zu besuchen, die dort ein Semester als Erasmus verbringt. Preston an sich hat nicht soviel zu bieten, aber ich bin ja auch wegen Iva dort hingefahren. :)

Preston liegt im Nordwesten Englands, gar nicht weit von dem Küstenort Blackpool entfernt. Die Stadt hat 130.000 Einwohner. Preston hat einige berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht, darunter Nick Park (den Erfinder von Wallace & Gromit) und Kenny Baker, der in Star Wars als "R2-D2" in Erscheinung getreten ist.



Wir haben in Preston einen Spaziergang am Fluss gemacht, haben uns eine katholische Kirche angesehen, waren in einem Pub Mittagessen (2 Hauptgerichte für den Preis von einem!) und sind abends noch mit Ivas Mitbewohnerinnen etwas Trinken gegangen. Es war ein sehr schöner Tag!

Nun werde ich mich wieder meinem Gepäck widmen, das gewogen und verringert werden möchte. Übrigens schneit es gerade. Für die nächsten Tage sind mehr Schnee und Blizzards in ganz England vorhergesagt (der kälteste Winter seit 10 Jahren) - beste Voraussetzungen für meine Abreise am Dienstag morgen um 5 Uhr. Ich lass euch wissen, ob ich's nach Deutschland geschafft habe! ;-)

Freitag, 16. Januar 2009

There's no place like London!

Von London

Vielleicht kennt ihr Sweeney Todd? :)

Ich bin vor etwa 10 Jahren bereits mehrmals kurz in London gewesen, während ich in Eastbourne (Südküste Englands) auf Sprachreise war, aber ich habe wirklich nichts, rein gar nichts wiedererkannt, als ich nun kurz vor Weihanchten wieder in London war.

London ist eine wirklich faszinierende Stadt, in der das Leben tobt und die Kultur blüht, voller schöner und interessanter Bauwerke. Meine kurze Reise war vor allem zum Anschauen der kulturellen und künstlerischen Seite der Stadt gedacht, aber natürlich auch, um die Stadt einfach zu erleben...

Samstag, 20.12.2008

Um 6.30 Uhr in der Früh nehme ich den Bus nach London. Er fährt fast vier Stunden (der Zug bräuchte nur zwei), aber da ich die Nacht kaum Zeit zu schlafen hatte, verschlafe ich beinahe die gesamte Fahrt. Kurz bevor wir London erreichen, beginnt mein Sitznachbar ein Gespräch mit mir. Er ist etwa so alt wie ich und stammt aus Eritrea. Er hat sein Land schon vor zwei Jahren verlassen, um als Englischlehrer im Sudan zu arbeiten, und dort vielleicht besser zu leben als in seiner Heimat. Aber das hat sich nicht erfüllt, deshalb ist er nun nach England gekommen und hofft auf Asyl, denn in sein Heimatland kann er nicht mehr zurück (selbst wenn er wollte). In London würde er versuchen, Arbeit zu finden und erstmal bei Bekannten unterkommen. Vielleicht studieren, wenn seinem Antrag auf Asyl stattgegeben wird?
Diese Begegnung macht mich sehr nachdenklich. Bin ich doch auf dem Weg, über Weihnachten zu meiner Familie nach Deutschland zu fliegen und mir einfach mal kurz London anzuschauen. Der junge Mann neben mir hat nicht das Glück, in Europa geboren zu sein.

In London mache ich mich zuallererst auf den Weg zu meinem Hostel, im nahe der Innenstadt gelegenen Viertel Bloomsbury. Eine halbe Stunde warte ich am Fahrkartenautomat in der Victoria Station, bis ich mein Ticket ziehen kann, dann stehe ich im klaustrophobisch-engen U-Bahnschacht in der Schlange, um zur U-Bahn zu gelangen. Und das alles mit viel zu viel Gepäck, hauptsächlich englischen Weihanchtsspezialitäten für meine Lieben daheim. :)
Im Hostel werde ich dann endlich mein Gepäck los, und beginne sogleich, die Stadt zu erkunden, viel Zeit habe ich schließlich nicht.
Ich laufe also durch Bloomsbury, am British Museum vorbei, Richtung Westminster, ins Zentrum der Stadt. Das Wetter ist richtig schön und eigentlich auch viel zu warm für Ende Dezember. Weiß prägt das Stadtbild, vor allem in Bloomybury.

Von London


Die Stadt gefällt mir sehr und erinnert mich an Paris.
Mittags esse ich bei "maoz", einer vegetarischen Falafel-Kette (die es leider bisher nicht nach Deutschland geschafft hat). Danach besuche ich Shakespeare's Globe Theatre - das Theater, in dem Shakespeare seine Stücke inszenierte.

Von London
Es ist ein Freilufttheater, in dem nur die Bühne und die Zuschauerränke für die wohlhabenderen Theaterfreunde überdacht sind:

Von London

Von London
Hier war es dann schon recht dunkel...

Das heutige Globe Theatre ist eine Rekonstruktion des ursprünglichen Theaters, das 1613 durch ein Feuer zerstört wurde. Das Theater steht heute sowohl für Besucher der sehr empfehlenswerten Aussellung und Führung offen, als auch Theaterbesuchern, die sogar - wie früher - einen günstigen, nicht überdachten Stehplatz am Fuße der Bühne ergattern können. Leider bin ich außerhalb der Saison (schließlich handelt es sich um ein Freilufttheater!!) zu Besuch; sonst würde ich es mir nicht nehmen lassen, ein Stück des Meisters in seinem eigenen Theater anzusehen...

http://www.shakespeares-globe.org/abouttheglobe/

Nach dem beeindruckenden Besuch des Globe Theatres schlendere ich am River Themse entlang und erblicke am anderen Ufer die St. Paul's Cathedral!

Von London

Leider bin ich schon zu kaputt, um noch hinüberzugehen. Stattdessen schlendere ich nur noch kurz über den kleinen Weihnachtsmarkt auf meiner Seite des Flusses und setze mich schließlich ins Swan Café, um die Fitzrovia Radio Hour anzuschauen.

Fitzrovia Radio Hour ist eine Live-Radiosendung, aber lest selbst:

We are the olive in the Martini.

Classic mystery, science fiction and drama radio plays of the 40's and 50's
performed and recorded with style in front of a live studio audience, with live sound effects,
then broadcast via The World Wide Web. (...)

http://www.fitzroviaradio.com/index.html

Die Show ist toll!! Die live sound effects sind wirklich beeindruckend und witzig, also stellt euch einfach vor, all die realistischen Geräusche der Hörspiele werden mit den simplesten Hilfsmitteln wie zb Styroporplatten, Gartenschlauch-in-Wassereimer, zertrampelten Holzkisten und ähnlichem hergestellt! Hier eine kleine Kostprobe:







Sonntag, 21.12.2008

Am Sonntag stehe ich früh auf, um noch möglichst viel zu sehen, bevor ich dann nachmittags zum Flughafen fahren muss. Heute stehen Museen auf dem Plan. :)
Ich laufe hinunter zum Trafalgar Square, gar nicht weit von meinem Hostel, um zuerst die National Gallery, das wichtigste Kunstmuseum Londons, zu besuchen. (Der Eintritt zu den meisten Museen in England ist übrigens kostenlos, was die Freude am Museenerkunden noch steigert. :))
Die Sammlung ist fantastisch. Immer wieder treffe ich zufällig auf ein bedeutendes Werk, mit dem ich gar nicht gerechnet habe... so zum Beispiel eines der berühmten Sonnenblumenbilder Van Goghs. Und mehrere Werke von einem meiner liebsten Künstler, Rembrandt, darunter ein Selbstportrait:




Die National Gallery ist auf jeden Fall eines der beeindruckensten Kunstmuseen, die ich je besucht habe. Auch ist die Ausstellung sehr gut aufbereitet: neben jedem Gemälde befindet sich ein Informationstäfelchen, das sowohl über das Motiv als auch über die Entstehungsumstände des Werkes Aufschluss gibt. Diese wichtigen und interessanten Informationen fehlen leider in viel zu vielen Ausstellungen...

Nach dem Besuch in der National Gallery habe ich noch ein wenig Zeit, um zumindest einen kurzen Blick in die National Portrait Gallery - gleich nebenan - zu werfen. Ich hetze durch die Gänge, um die Räume des literarischen Lebens des 20. Jahrhunderts zu finden und stoße dort auf genau das, was ich suche: Fotografien zur Bloomsbury Group.

Die Bloomsbury Group war ein Kreis Intelektueller der Moderne, der kurz vor dem 1. Weltkrieg entstand und etwa bis Ende des 2. Weltkrieges in London fortbestand. Unter seinen Mitgliedern befanden sich sowohl bekannte bildende Künstler (wie Roger Fry und Vanessa Bell) als auch Schriftsteller (wie Virginia Woolf und E.M. Forster) und Ökonomen (wie John Maynard Keynes).

In der Ausstellung zur Bloomsbury Group erfahre ich auch, in welchen Häusern in Bloomsbury die Mitglieder der Gruppe gelebt und gewirkt haben. (Da ich mir diese Orte unbedingt noch anschauen möchte, verpasse ich später um ein Haar meinen Bus zum Flughafen.)

Das war mein - leider viel zu kurzer - Besuch in Englands Hauptstadt! Ich freue mich schon auf das nächste Mal. :)



Donnerstag, 8. Januar 2009

Back in Sheffield

Zunächst möchte ich euch allen erst einmal ein schönes und glückliches Neues Jahr wünschen!!! :) Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Weihnachtsfest und schöne Ferien. Ich selbst habe 2 sehr schöne Wochen Ferien in Deutschland verbracht, von denen ich etwa 1 Woche bei meiner Familie in Buxtehude war und noch knapp eine Woche bei Tobi in Altenstadt.
Aber da dies schließlich mein Auslandssemester-Blog ist, werde ich nicht weiter von meiner Zeit in Deutschland erzählen. :)

Am Sonntag bin ich also wieder in Sheffield angekommen, hatte zunächst einen kleinen Kulturschock und habe mich ein wenig einsam gefühlt, da meine Mitpraktikanten und Freunde Barbara und Jens ja nun entgültig zurück in Deutschland sind. Aber jetzt gehts mir wieder gut. :) Gestern war ich (wie jede Woche seit ich hier bin) wieder Salsa tanzen. Für alle Nichttänzer unter euch - so siehts aus:



Also... wenn man dann lang genug trainiert hat... ;-) Salsa ist ein wundervoller Tanz, der glücklicherweise in England - und insbesondere in Sheffield - äußerst beliebt ist. Wenn man möchte, kann man jeden Abend in einer anderen Bar am Salsaunterricht teilnehmen...

Bei der Arbeit sind wir noch immer im Umzugsstress. Heute ist der tatsächliche Umzug nach mehreren Tagen endlich zuende gegangen, aber es wrd zumindest noch zwei Tage dauern, bis der ganze Kram ausgepackt und einsortiert ist. Das neue Gebäude gefällt mir ganz gut und liegt sehr zentral. Leider aber nicht mehr so nah bei der Union of Students, dafür aber nahe der Shopping Area. ;-) Wie ihr euch denken könnt, habe ich mich darin natürlich bereits ordentlich ausgetobt, da der Pfund-Kurs ja stetig gesunken ist, seit ich in England bin... :)
Sobald ch welche gemacht habe, stelle ich Fotos unserer neuen Räumlichkeiten online. Hier erst einmal Eindrücke von den Umzugsvorbereitungen vor Weihnachten:

Von Umzug und Abschied von Jens und Babsi


Von Umzug und Abschied von Jens und Babsi


Ich bin froh, wenn der Umzug vorbei ist!!! Leider hat sich aber auch sonst einiges verändert bei meiner Arbeit: da nun Semesterferien sind, werde ich gar keine Studenten mehr zu Gesicht bekommen, was ich sehr schade finde. Die Arbeit an der Rezeption im Self-Access-Centre hat mir immer am meisten Spaß gemacht. Nun werde ich wahrscheinlich vor allem am Computer arbeiten und Lehrmaterialien erstellen und Recherchen betreiben.

Nicht zuletzt deswegen kümern sich meine Vorgesetzten und Kollegen derzeit besonders lieb um mich. :) Meine Koordinatorin Liz hat mich heute zum Abendessen in ein indisches Restaurant eingeladen. Ihr Mann, der Geographie an der Uni Sheffield lehrt, war auch dabei. Als sie mich nach dem leckeren Abendessen (und einem sehr netten Abend!) zuhause abgesetzt haben, haben sie mich gleich noch eingeladen, mit ihnen am Samstag einen Ausflug nach Manchester zu machen!
Es ist wirklich wundervoll wie freundlich die Menschen hier sind. Ich mag die Art der Engländer sehr; die meisten von ihnen sind äußerst höflich, freundlich, gesellig und lustig. Vor allem deswegen freue ich mich sehr, noch einmal für knapp 4 Wochen nach Yorkshire zurückgekehrt zu sein...

P.S. Bald gibt es Fotos und Bericht von meinem Kurztrip nach London... :)